DVD-AUDIO-SPIELER-TEST AUS STEREO 1/2000
INTERVIEW
STEREO sprach mit Tho-
mas Dobberstein, M arke-
tingleiter Technics bei
Panasonic und Thomas
Hintze von Pioneer (links)
über DVD-Audio und die
Zukunftsaussichten des
Systems
Gewohnt sauberer Aufbau im Tech-
nics. Rechts die TA-KEII-Kondensato-
ren in der Spannungsversorgung
Glückwunsch zu den ersten
DVD-Audio-Spielern!
Was
war die Motivation Ihrer Fir-
men, sich für dieses System
so stark zu machen?
Hintze:
M it DVD-Audio e rfüllt
sich Pioneer einen lange ge -
hegten Traum. W ir haben im -
mer daran gearbeitet, den
C D-Standard zu verbessern,
w eshalb w ir bereits vor J a h -
ren 96-K ilohertz-A ufnahm en
auf
DAT
vo rg e sp ie lt
oder
„Legato Link" e n tw ic k e lt ha-
ben. W as lie g t da näher, als
bei DVD-Audio einzusteigen?
Dobberstein:
Panasonic setzt
voll und ganz auf die DVD-Fa-
Titel der Rockjazz-Gruppe „In-
cognito“ und des Gitarren-He-
ros Pat Metheny sind darauf im
klassischen
CD-Digitalformat
von
16 Bit/44,1 Kilohertz und
mit der bei zweikanaliger Wie-
dergabe maximal erreichbaren
DVD-Audio-Auflösung 24 Bit/
192 Kilohertz vorhanden. Die
lässt sich bei beiden Geräten nur
intern wandeln, weil die Digital-
ausgänge abschalten. Außerdem
war ein Großteil der Musik fünf-
kanalig in 24 Bit/96 Kilohertz ab-
gelegt, was Surround-Freaks be-
geistern dürfte.
Doch bei STEREO denkt und
hört man in erster Linie zweika-
nalig! Dass Sonys auf dem DSD-
Verfahren basieren-
de SACD das hohe
Klangpotenzial der
CD noch übertrifft,
konnten wir in Ver-
gleichen mit identi-
scher Musik vollauf
bestätigen. Auch die
24 Bit/96 Kilohertz-
STICHWORT -
OVO-Audio-Auflösung
Je nach Anzahl
der
Kanäle sind bei DVD-
Audio diese Formate er-
zielbar. zwei Kanäle: 24
Bit/192kHz. sechs Kanä-
le: jedes andere Format
bis zu 24Bit/96kHz.
Über Referenz-Equipment demonstrierten
die ersten DVD-Audio-Player im STEREO-Hörraum
die Stärken des hoch auflösenden Systems
uns als DV-939A erscheinen und
dann etwa 4000 Mark kosten
soll, sowie den in Kürze lieferba-
ren, rund 2500 Mark teuren
Technics an feinstes Referenz-
Equipment. Als Vorverstärker
diente der Pass XO, Mark Levin-
sons Mono-Amps No.33H feu-
erten die JM Lab Utopia an.
Sämtliche Musik auf den Pana-
sonic-DVDs erreichte bereits im
leichte Strenge in den oberen La-
gen war so verschwunden, der
Bass disziplinierter: Aus Krawall
wurde Intensität.
ln
Massenets
„Meditation“
klang die Violine über DVD-Au -
dio noch geschmeidiger und far-
benreicher, die sie begleitende
Harfe war präziser Umrissen.
Khachaturians „Säbeltanz“ stei-
gerte sich per DVD-Audio zum
DVD-Pendants zu den ohnehin
schon hervorragend produzier-
ten CDs von Chesky Records
ließen diese bezüglich Auflö-
sung, Atmosphäre und Natür-
lichkeit hinter sich.
Und
so
hängten
wir
den
Pioneer, der im April 2000 bei
CD-Format einen sehr hohen
audiophilen Faktor. Etwa die ge-
waltige Orgel, die Bachs Toccata
und Fuge mächtig und plastisch
in unseren Hörraum stellte. Da
blieben keinerlei Wünsche of-
fen. Wählte man jedoch die
DVD-Audio-Version an, nahm
der räumliche Abstand zur „Kö-
nigin der Instrumente“ zu, was
der Staffelung und Übersicht-
lichkeit zugute kam. Eine ganz
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m ilie. Da is td a s Engagem ent
für D VD-Audio nur konse-
quent, handelt es sich hierbei
doch um die DVD-Sparte, die
den HiFi-Freak anspricht.
Ihr Qualitätsdenken in Ehren,
aber ist denn die Tatsache,
dass DVD-Audio auf norma-
len DVD-Spielern nicht läuft,
kein ernstes Manko?
Hintze:
Das glaube ich des-
halb n ich t, w e il die Z ie lg ru p -
pen unterschiedlich sind. Die
K ä u ferein es gängigen DVD-
Spielers e rw erben diesen in
erste r Linie, um Filme zu gu-
furiosen Wirbel, der allerdings
zu jeder Zeit wohlgeordnet und
übersichtlich war. Die Klöppel
flogen nur so über die Plättchen
des Marimbaphons. Das ober-
tonreiche
Schlaginstrument
wirkte im theoretisch bis knapp
100 Kilohertz hinauf übertra-
genden DVD-Audio-Modus luf-
tiger, weniger „gedeckelt“.
Soloklavier kam in Debussys
„Claire de Lune“ per DVD-Au-
dio frappierend energisch und
unmittelbar. Die Töne hatten
Atem und Schmelz. Die wie
selbstverständliche Übertragung
feinster Nebengeräusche ver-
vollständigten die Illusion, das
Instrument direkt im Hörraum
zu haben. 16 Bit/44,1 kHz er-
schien dagegen etwas uninspi-
riert, in den Höhen beengter, fast
ein wenig wattiert.
Aller berechtigten Kritik, dass
DVD-Audio auf den gängigen
DVD-Playern nicht läuft, und
der daraus folgenden Einschrän-
kungen hinsichtlich der schnel-
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30 JAHRE STEREO